Im Gespräch mit Seniorinnen und Senioren im Ägerital - Serie
Mi Heimat isch’s Ägerital
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Rita Iten im Gespräch mit Bernadette Gardi-Bucher ehemals «Gastgeberin im Schiff, Unterägeri» Unterägeri, Oktober 2025
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Rita Iten (RI): «Wie geht es dir seit der Schliessung des Restaurants Schiff?»
Bernadette Gardi (BG): «Es geht mir gut. Ich geniesse den neuen Lebensabschnitt und habe auch gespürt, dass mein Körper diese Ruhe gebraucht hat. Irgendwann muss man abschließen.

Ehemaliges Hotel-Restaurant Schiff in Unterägeri

Schöne Momente im Schiff
Es tat weh, alles aufzugeben, was man mit viel Liebe aufgebaut hatte, aber es hat sich so ergeben und es musste wahrscheinlich so sein. Ich musste auch an die Zukunft denken.»
RI: «Du lebst weiter in Ägeri?»
BG: «Ja, ich lebe in Ägeri. Seit 1981 bin ich hier und Ägeri ist zu meiner Heimat geworden. Ich fühle mich hier wohl.»
RI: «Was macht Ägeri für dich besonders?»
BG: «Die idyllische Natur, der See und die Berge. Du hast eigentlich alles vor der Haustüre. In unserem Dorf kann ich alles, was ich zum Leben brauche, einkaufen. Ägeri hat für mich Herzenswärme. Ich schätze die soziale Verbundenheit zu den Menschen im Dorf. Ich habe mich gut integriert. Über meine Kinder und meinen Beruf konnte ich viele Kontakte knüpfen. Ich bin offen auf Menschen zugegangen und wurde in der Gemeinschaft gut aufgenommen.»
RI: «Was sind besondere Orte in Ägeri, die dir gefallen?»
BG: «Seen und Berge bin ich aus meiner Heimat in Österreich gewohnt – diese Nähe zur Natur bedeutet mir sehr viel.

Obertilliach im Osttirol
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Meine Mutter, der ich alles verdanke. Sie war Mutter und Freundin zugleich für mich.
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Ich bin in einer Grossfamilie aufgewachsen. Meine Mutter und sieben meiner Schwestern. Eine ist leider schon verstorben.
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Hier habe ich ebenfalls die Möglichkeit, in der Natur spazieren zu gehen und gleichzeitig schnell das Dorfzentrum zu erreichen – eine ideale Kombination, die ich sehr schätze. Durch meinen Beruf, durch das Mitmachen in den Vereinen und durch die Aktivitäten meiner Kinder habe ich viele Menschen kennengelernt, die mir mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen sind. Besonders freut es mich, dass auch meine Kinder hier ihre Heimat gefunden haben. Das erfüllt mich mit grosser Freude und Dankbarkeit.»
RI: «Gibt es besondere Traditionen oder Feste, die dir gefallen?»
BG: «Ich schätze alle gelebten Traditionen in Ägeri sehr – sie sind Ausdruck meiner Verbundenheit mit dem Dorf und stärken das Gemeinschaftsgefühl unter den Menschen.
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| Chlauseslä |
Ägerimärcht |
Fasnacht (Nüssler) |
Besonders Freude bereiten mir das Chlauseslä, der Ägerimärcht und die Fasnacht – sie gehören für mich einfach dazu. Diese Traditionen stärken auch das Miteinander und das Dorfleben.»
RI: «Welche Herausforderungen siehst du in Ägeri?»
BG: «Wir müssen Wohnraum für unsere jungen Menschen schaffen – damit sie hierbleiben können, wo ihre Wurzeln sind. So bleibt die Heimatverbundenheit erhalten und unsere gelebten Traditionen werden weitergetragen.
Es ist wichtig, dass unser Dorf seine Herzenswärme behält – dass man sich kennt, sich grüsst, füreinander da ist. Auch unsere älteren Mitmenschen sollen sich weiterhin wohl und angesprochen fühlen. Bei all dem braucht es ein gesundes Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichem Interesse und menschlicher Vernunft. Nur so kann Ägeri ein Ort bleiben, an dem sich alle Generationen zuhause fühlen.»
RI: «Wie hat dich Ägeri beeinflusst?»
BG: «Das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde, hat mich gestärkt und positiv beeinflusst. Es hat mir Kraft gegeben und ein Gefühl von Heimat vermittelt. Die Menschen sind auf mich zugekommen, und diese Wärme hat mein Wohlbefinden massgeblich geprägt. Dieses Vertrauen und die Kontakte sind für mich ein grosses Stück Heimat.»
RI: «Erzähl mir ein wenig von deinem neuen Alltag.»
BG: «Ich geniesse die Ruhe, die mir der Alltag neu schenkt, und die kostbare Zeit, die ich mit meiner Partnerschaft und unseren Familien verbringen darf. Es tut mir gut, unbeschwerter zu leben, nicht mehr in den gewohnten, hektischen Rhythmus des Alltags eingebunden zu sein. Diese Freiheit, im Moment zu leben und die kleinen, wertvollen Augenblicke zu schätzen, ist für mich zu einem echten Geschenk geworden. Ich nehme mir bewusst Zeit, um das zu geniessen, was mir am meisten bedeutet – und das erfüllt mich mit einer tiefen Dankbarkeit.»
RI: «Möchtest du noch was sagen?»
BG: «Ich hoffe von Herzen, dass ich noch lange gesund bleiben darf, um das Leben im Ägerital in vollen Zügen zu geniessen. Diese besondere Region mit ihrer Ruhe und Schönheit schenkt mir jeden Tag Freude, und ich möchte noch viele Jahre in dieser wunderbaren Umgebung verweilen.»
Liebe Bernadette, ich danke dir für das interessante Interview und wünsche dir noch viele schöne Tage im Ägerital.
Was ich noch unbedingt sagen möchte: In deiner Zeit im Restaurant Schiff hast du nicht nur Gäste bewirtet, sondern so manchen Psychiater und Psychologen ersetzt. Dafür danke ich dir von Herzen.
Herzlichst, Rita Iten, Alterskommission Ägerital
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Für die Alterskommission Ägerital
Rita Iten
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