Im Gespräch mit Seniorinnen und Senioren im Ägerital - Serie
Mi Heimat isch’s Ägerital
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Theo Desax im Sommer-Gespräch mit Jakob Rogenmoser bekannt als «Hager Köbel» Oberägeri, August 2025
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Theo Desax (TD): «Du bist im Dorf als «Hager Köbel» bekannt, obwohl du in der Schönenfurt im Morgarten aufgewachsen bist. Woher stammt dein Übernahme?»
Hager Köbel (HK): «Mein Ururgrossvater stammte ursprünglich von den Hagen, welche etwas erhöht über dem Dorf Oberägeri liegt.

Deshalb hat unser Familienname diesen Zusatz erhalten. Zu meiner Jugendzeit wohnten übrigens in Oberägeri gleich drei Jakob Rogenmoser. So hatte diese Namensergänzung durchaus einen praktischen Nutzen.»
TD: «Wie bereits erwähnt, bist du in der Schönenfurt im Morgarten aufgewachsen. Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit?»
HK: «Ich bin mit einem zwei Jahre älteren und einem zwei Jahre jüngeren Bruder aufgewachsen. Zusammen mit den vielen Nachbarskindern hatten wir eine erlebnisreiche und schöne Jugendzeit. Wir waren viel am See beim Fischen. Im Winter war der See zudem regelmässig gefroren.
Auch an die Schulzeit erinnere ich mich gerne. Die Primarschule besuchte ich im Morgarten bei Klosterfrauen. Unsere Eltern haben uns immer unterstützt und gefördert. So konnte ich anschliessend die Sekundarschule in Oberägeri besuchen. Auch da wurden wir von Klosterfrauen unterrichtet.»
TD: «Konntest du einen Beruf erlernen?»
HK: «Im Anschluss an die Sekundarschule war ich ein Jahr auf einem Bauernhof in der Nähe von Saignelégier, im Berner Jura, um Französisch zu lernen. Die Arbeit mit den 24 Pferden hat mir gut gefallen. Ich kann mich nicht erinnern, damals Heimweh gehabt zu haben.
Anschliessend an diese Zeit habe ich eine Lehre als Automechaniker in Zug absolviert. Dann habe ich praktische Berufserfahrungen gesammelt bei Jahresstellen in Autowerkstätten in Aarau, Luzern, Oberwil und in Oberägeri.»
TD: «Wie hat sich dein beruflicher Weg fortgesetzt?»
HK: «Ich bekam die Gelegenheit, bei der Bauunternehmung von Josef Iten («Kanals») in Oberägeri als Betriebsmechaniker zu arbeiten.
Diese Arbeit war sehr abwechslungsreich und mit «Kanals» hatten wir einen sehr innovativen Chef. Oftmals durfte ich mit ihm zusammen neue Geräte für die Verschiebung von Häusern und auch für den Teufelsstein in Göschenen mitentwickeln. Die Arbeit und das Arbeitsklima haben mir gut gefallen. So bin ich 38 Jahre bei dieser Firma geblieben.»
TD: «Ich durfte an der letzten Jubilaren Feier der Gemeinde Oberägeri teilnehmen. Dabei wurdest du und Vreny zu eurem 60. Hochzeitstags geehrt. Wie habt ihr euch kennen gelernt?»
HK: «Dazu will ich vorausschicken, dass ich grosses Glück hatte, Vreny kennen zu lernen. Wir haben eine sehr schöne Zeit miteinander verbracht.

Begegnet sind wir uns erstmals im Restaurant Löwen in Seewen. Vreny hat dort serviert und sie hat mir gleich gut gefallen. Wie erwähnt, sind wir nun seit 60 Jahren glücklich miteinander verheiratet. Und auch mit unseren beiden Kindern und den drei Grosskindern haben wir es gut.»
TD: «Du hast dich auch in verschiedenen Ämtern für das Dorfleben eingesetzt. Was bleibt dir davon in Erinnerung?»
HK: «Ich habe viele gute Erinnerungen an diese Zeit. Speziell erwähnen will ich die Zeit als Korporationsrat, bei der ich 18 Jahre als Betriebs- und Personalchef gewirkt habe. In dieser Zeit wurde der Maschinenpark umfassend erneuert und der Werkhof im Alosen neu gebaut.

Zudem bleibt mir aus dieser Zeit auch das Holz-Flössen über den Ägerisee in guter Erinnerung.
Weiter durfte ich 1991 als Folge eines Antrags an der Einwohnergemeindeversammlung in der Kommission für die Beschaffung eines neuen Schiffs für den Ägerisee mitwirken.

Dies führte zuerst zum Kauf des Occasionsschiffs «Victory» und anschliessend zum Erwerb des neuen Schiffs «Ägerisee», welches noch heute auf unserem See verkehrt. Zudem habe ich mich auch für den Erhalt der beiden alten Motorschiffe «Ägeri» und «Morgarten» eingesetzt.»
TD: «Und da war doch noch dein Engagement für den Frauenschwingsport?»
HK: «Ja, ja. Ich habe mich schon früh für den Schwingsport interessiert und viele Schwingfeste besucht. So war ich 1980 auch an einem Frauenschwingfest in Äschi bei Spiez. Dies hat mir den Anstoss gegeben, ein Frauenschwingen in Oberägeri zu organisieren. Im Jahr 1989 war es soweit: wir konnten in der Badi in Oberägeri ein erstes Frauenschwingfest durchführen. In den folgenden 10 Jahren wurde diese Veranstaltung stets wiederholt. Dies sehr zum Unmut des Eidgenössischen Schwingerverbands, welcher sich stets weigerte, das Frauenschwingen zu akzeptieren. Aus diesem Grund haben wir im Jahr 1992 den Eidg. Frauenschwingverband gegründet. Zu meiner grossen Freude funktioniert er noch heute gut.
1995 wurde ich zum Ehrenmitglied des Eidg. Frauenschwingverbandes ernannt.»
TD: «Du hast dich Zeit deines Lebens immer wieder mit neuen Ideen und Vorschlägen ins Dorfleben eingebracht. Hast du auch jetzt noch Wünsche und Anregungen?»
HK: «Ein grosses Anliegen sind mir altersgerechte Wohnungen. Obwohl ich weiss, dass dieses Thema immer wieder an den Gemeinderatssitzungen traktandiert wird, wünsche ich mir, dass dies nun rasch konkret umgesetzt wird. Damit könnte insbesondere älteren Menschen, welche heute vielfach in (zu) grossen Wohnungen oder gar in Einfamilienhäusern leben, eine Alternative angeboten werden.»
TD: «Köbi, das Ägerital hat sich seit deiner Geburt stark verändert. Haben diese Veränderungen das Leben im Tal aus deiner Sicht verbessert oder verschlechtert?»
HK: «Bestimmt verbessert hat sich die Qualität des Lebens. Es geht den Menschen heute finanziell und materiell viel besser als früher.
Hingegen bedauere ich, dass sich die Leute im Dorf kaum noch kennen. Dadurch geht das «Dorfleben» und das «Dorfgefühl» verloren.»
TD: «Wie geht es dir eigentlich heute, mit 88 Jahren?»
HK: «Obwohl meine Sehkraft seit sechs Jahren stark eingeschränkt ist und ich weitere Altersbeschwerden habe, bin ich sehr zufrieden mit meinem Leben. Ich geniesse die Gegenwart und freue mich auf die Zukunft.»
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Für die Alterskommission Ägerital
Theo Desax
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