Das Ägerital braucht mehr Pflegebetten – der Handlungsbedarf ist besonders in Oberägeri akut
Die Resultate einer Studie zum Thema Wohnen, Betreuen und Pflegen im Alter liegen vor. Die Gemeinden wollen nun eine stärkere Zusammenarbeit prüfen.
Im letzten Sommer haben die beiden Gemeinden Oberägeri und Unterägeri eine Studie in Auftrag gegeben zum Thema Altersversorgung. Jetzt liegen die Resultate vor, wie die Gemeinden gemeinsam mitteilen. Ziel der Studie war, eine Entscheidungsgrundlage zu liefern für die langfristige Planung der ambulanten und stationären Langzeitpflege im Ägerital und das Potenzial einer stärkeren Zusammenarbeit auszuloten.
Dabei standen konkret die Fragen im Zentrum: Welche Bedürfnisse werden in Zukunft die Langzeitversorgung im Ägerital prägen? In welchem Masse wird die Nachfrage im Bereich Wohnen, Betreuung und Pflege steigen? Wie kann die Nachfrage nach erweiterten Dienstleistungen in Zukunft abgedeckt werden?
Heutiges Bettenangebot wird nicht ausreichen
Der gesamte Bettenbedarf für die Grundversorgung steigt gemäss Studie im Ägerital von 118 (2021) auf 310 Betten (2045) an. Dabei wird der Anteil an Menschen mit Demenz auch in Zukunft einen grossen Anteil der stationären Versorgung ausmachen. So wird das heutige Bettenangebot gemäss einer Hochrechnung nicht ausreichen, um die künftige Nachfrage abzudecken. Ein «akuter Handlungsbedarf» bestehe besonders für Oberägeri, heisst es in der Mitteilung.
Dies habe man erkannt, wird die zuständige Oberägerer Gemeinderätin, Laura Marty-Iten, zitiert. «Es ist deshalb entscheidend, jetzt die richtigen Weichen zu stellen für eine zukunftsgerichtete Alterspolitik, die einerseits dem demografischen Wandel gerecht wird und andererseits die Bedürfnisse nach einem möglichst selbstbestimmten Leben auch im hohen Alter decken kann».
Potenzial für eine engere Zusammenarbeit
Um den Bedarf an stationären Dienstleistungen (Pflegebetten) zu reduzieren, müsse der Fokus auf die Bewältigung des Alltags im Alter gelegt werden. Älter werdenden Menschen soll ein möglichst langer Verbleib in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden. Dazu brauche es eine stärkere Vernetzung und Koordination der verschiedenen Unterstützungsangebote (wie zum Beispiel Mahlzeitendienst, Fahrdienste, Unterstützungsangebote im Alltag, Spitexleistungen et cetera).
Die Studienautoren empfehlen deshalb eine engere, strategische Zusammenarbeit der Gemeinden Unterägeri und Oberägeri. «Es bietet sich die Schaffung einer regionalen Fachstelle an, die sich auf das Zusammenspiel von Politik, Leistungserbringern und der Bevölkerung im gesamten Ägerital fokussiert», heisst es in der Mitteilung. Die Gemeinden Unterägeri und Oberägeri seien dabei, dies zu prüfen und ein Konzept für eine mögliche Umsetzung zu erarbeiten.
Wohnen in den eigenen vier Wänden
Eine weitere Möglichkeit, um einen möglichst langen Verbleib in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen, ist das Schaffen von Wohnangeboten im Alter. Die Studie der Steinhauser Beratungsfirma Valecura bestätigt, dass Wohnen mit Serviceleistungen als «wichtiger Hebel» zur Reduktion tiefer Pflegestufen im stationären Bereich dienen kann und empfiehlt den Gemeinden, die aktuelle Situation zu prüfen und Massnahmen zu definieren.
Nebst den normalen Pflegebetten bieten auch zusätzliche Angebote wie Tag-Nacht-Strukturen, Ferienbetten und die Möglichkeit für Kurzzeitaufenthalte weitere, wichtige Optionen, um pflegende Angehörige zu entlasten und kurzfristige Notsituationen aufzufangen. Auch solche sollen die Gemeinden im Ägerital prüfen.
Für Unterägeri wird eine Gruppenpraxis empfohlen
Auch die medizinische Grundversorgung ist für die älter werdende Bevölkerung von zentraler Bedeutung. Hier soll nebst den Standardleistungen eines Grundversorgers auch ein Auge auf die Themen «Prävention, Chronic Care Management und eine Wundsprechstunde» gelegt werden.
Für Unterägeri wird die Schaffung einer Gruppenpraxis empfohlen. «Der Gemeinderat hat diesen Handlungsbedarf bereits erkannt und entsprechende Massnahmen eingeleitet. So kann an der Landsgemeinde am 16. Juni unsere Bevölkerung über die Gründung und Finanzierung eines Ärztezentrums abstimmen, damit eine umfassende medizinische Versorgung auch in Zukunft sichergestellt ist», wird der zuständige Gemeinderat aus Unterägeri, Roland Müller, zitiert. (rh)
Hinweis
Am Samstag, 8. Juni, um 10 Uhr in der Mehrzweckanlage Maienmatt präsentiert der Gemeinderat Oberägeri anlässlich einer Informationsveranstaltung die Resultate der Studie sowie die für Oberägeri angedachten Massnahmen der Bevölkerung. Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Anmeldung ist nicht nötig.